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Barfuss-zum-Mond

Mae Sariang, Thailands Reiskammer…….

Mae Sariang, 25.9.2003

Nur ein Zwischenstopp, Chiang Mai ist das Drehkreuz in alle Himmelsrichtungen. Julies Guesthouse hieß unsere Bleibe für 2 Nächte, wir können uns glücklich wähnen, dass wir am Morgen nach der ersten Nacht nicht vor die Tür gesetzt wurden, da wir die Buchung der hauseigenen Trekking- und Rafting touren sowie jeglichen Transport und den Visa Service dankend ablehnten und dazu noch die Frechheit besaßen, „außer Haus“ zu essen. In Chiang Mai ist das Voranschreiten des Tourismus deutlich zu spüren. Immer mehr Kurz- und Langzeitreisende suchen diesen Ort auf, um die schon obligatorische Tour in den nahe gelegenen Dschungel zu machen. Bei unserer ersten Thailandreise vor fünf Jahren wählten auch wir einen der damals noch nicht so zahlreich vertretenen Tourveranstalter und machten uns mit einer 8 Personen starke Truppe auf den Weg. Damals empfanden wir es als abenteuerlich, nach einem einstündigen Elefantenritt einige Stunden durch Dschungel und über Reisfelder zu laufen um am Ende eine Nacht in einem sehr ursprünglichen Bergdorf zu verbringen. Die Menschen dort waren sehr herzlich, niemand versuchte, uns irgendein Souvenir zu verkaufen. Am zweiten Tag waren wir dann wieder einige Stunden durch dichte Dschungelgebiete gelaufen, hatten einige Giftschlangen aus nächster Nähe gesehen und die Tour mit einem Bambusfloß Rafting abgeschlossen. Im Zeitlupentempo beförderten uns die Flösse durch mäßig fließendes Wasser zum Ziel. Im Ganzen war es doch ein Erlebnis gewesen, dass wir bis heute gut in Erinnerung behalten haben.

Seitdem hat sich die Lage in Chiang Mai jedoch geändert. Jedes Guesthouse und beinahe jedes Restaurant sowie zahllose Reisebüros bieten Touren an. Geworben wird häufig mit dem Spruch:

„Verlasst die Ausgetrampelten Pfade und findet mit uns neue“. Hört sich fast so an, als würde man mit einer Machete bewaffnet sich den Weg durch dichten, absolut unberührten Dschungel schlagen, um am Ende in einem Bergdorf zu landen, in welchem niemand jemals einen Europäer zu Gesicht bekommen hat. Wenn man jedoch an mindestens 100 Punkten der Stadt dieselbe Werbung sieht, muss man sich fragen, ob man in diesem ach so ursprünglichen Dorf nicht doch auf vier weitere Gruppen von abenteuerlustigen Reisenden trifft und die Anzahl der Gäste somit die Zahl der Dorfbewohner übertrifft!?

Wie wir aus einigen Quellen wissen, haben viele der Bergstämme ihr traditionelles Leben aufgegeben, da sie mit dem Verkauf von Souvenirs und dem verlangten Trinkgeld für Fotos mehr Geld als bei harter Feldarbeit verdienen können. Den Touristen wir heute nur noch die Illusion eines typischen Bergstammes verkauft.

Der große Nachtmarkt von Chiang Mai, der jeden Abend für Touristen abgehalten wird, hat für uns seinen Reiz lange verloren. Man bekommt zwar alles, was das Herz begehrt, zahlt aber häufig genauso viel wie daheim. Auf großes Handeln lassen sich die wenigsten Verkäufer ein, da die meisten Touristen ohne großes Feilschen die für thailändische Verhältnisse sehr hohen Preise bezahlen. Auch in den meisten Gasthäusern erstirbt die anfängliche Freundlichkeit in den Gesichtern schnell, sobald die Eigentümer merken, dass sie an uns kaum mehr als die Miete für das Zimmer verdienen können. Wäre Hauptsaison, müssten wir mit einer Aufforderung zum Gehen rechnen.

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Nichtsdestotrotz ist Chiang Mai der beste Ausgangspunkt für Entdeckungstouren in die von Dschungel und Bergen geprägte Umgebung. Hier kann man noch alles schnell erledigen (z.B. Wäsche waschen) was gerade anfällt, um nach einem kurzen Aufenthalt Weiterzuziehen.

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Mae Sariang liegt vier Busstunden von Chiang Mai entfernt. Die meisten Menschen, die diesen kleinen Ort kennen, werden, nachdem sie gehört haben, dass wir uns dort 6 Tage aufgehalten haben, wahrscheinlich fragen, warum.

Der Ort selbst ist recht klein und hat keine überregional bekannten touristischen Anziehungspunkte, wie Tempel oder Elefantencamps in der Auslage. Dennoch war der Ort genau das Richtige für uns. Da wir jetzt das vierte Mal in Thailand sind und die Orte um Chiang Mai inzwischen recht gut kennen, zog uns diesmal in diese etwas abgelegene Gegend, von der wir hofften, sie ließe einen hautnahen Blick auf das einfache traditionelle Leben der Stämme Nordthailands zu.

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Menschen in einer eindrucksvollen Umgebung. Der Haupterwerb der Stämme ist der Reisanbau. Dementsprechend viele in strahlendem Grün erleuchtete Reisfelder sieht man, wohin auch immer man blickt.

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Die netten Menschen in dem kleinen, einfachen Straßenrestaurant, in welchem wir zumeist zweimal täglich aßen, wunderten sich wahrscheinlich, wie viel Falangs (westliche Ausländer) verdrücken können. Mit einem altersschwachen Miet-Motorrad – es hatte mehr als 86.000 km auf dem Buckel, hörte sich an, wie ein Rasenmäher, der jeden Moment in die Luft fliegen kann und verlor während der Fahrt regelmäßig den Schlüssel aus dem Zündschloss – und zwei ollen Drahteseln drangen wir in kleine, ursprüngliche Dörfer vor. Viele, vor allem die älteren der Bewohner tragen noch immer die traditionelle, bunte Kleidung und Kopfbedeckungen. Die Alten sitzen bethelnusskauend (Man erkennt dies an der blutroten Farbe auf den Lippen, Zähnen und in den Mundwinkeln) vor den kleinen, Blatt gedeckten Holzhütten. Einige Frauen waren schüchtern bereit, sich auf unser Fragen hin, für ein Foto zu positionieren. Besonders Süß war ein Mädchen mit einem hölzernen Tragekorb auf dem Rücken.

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Sie marschierte laut vor sich hin sprechend einen Weg hinauf. Als sie sich näherte, erkannten wir, dass sie nicht mit sich selbst sprach, sondern mit dem „Inhalt“ ihres Korbes. Die kleinen Hände, außer denen nichts von diesem Inhalt zu sehen war, verrieten, dass sie ein Kleinkind, das sich scheu versteckt hielt, im Korb trug. Mit stolzen, lieben Augen blickte sie in unsere Kamera.

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