Samstag, Juli 27, 2024
Barfuss-zum-Mond

Koh Phayam, Thailand: Hornbills, Cashews und die Rastababy Bar

Hommage an eine Insel – Koh Phayam

„Thailand ist völlig überlaufen und für echte Abenteurer out.“

Bild1Hat man sicher schon mal gehört. Ich jedenfalls. Und es ist die Wahrheit, Thailand liefert einem die gewohnte Behaglichkeit, die man als erholungsbedürftiger Mitteleuropäer wünscht und einfordert …….. wenn man das zulässt!!! Dem Individualisten, dem gediegenes Hotelambiente zu heimatlich vertraut und für den Rundum-Service etwas für Schnarchnasen ist, bieten sich auch in Thailand Alternativen. Auf eine besondere dieser Alternativen möchte ich hier nähereingehen, denn es ist seit nahezu 13 Jahren „meine Insel“. Ich spreche von Koh Phayam. Den Wandel der Zeit musste auch dieses Kleinod erleben, denn auch diese Perle fand irgendwann den Weg in die Reiseführer dieser Welt und steht somit als Gegenpol zu den Touristenhochburgen der Andamanenküste dem etwas anderen Urlauber immer für einen Besuch bereit.


 

DIE ENTDECKUNG ! (Aus meinem Weltreiseblog 2002-2004)                                                             

18.11.2002

Wir haben sie entdeckt – die Insel!

Schließt eure Augen und stellt euch Koh Jum vor, jetzt subtrahiert den Müll und 90% der wenigen Touristen. Autos gibt es keine, nur einige wenige Motorräder. Das einzige, was von unserer Hütte aus zu hören ist, sind das Rauschen des Meeres und das Singen der verschiedensten Vögel. Ein schmaler Weg führt durch ein Paradies von Bäumen, Blumen und Schmetterlingen zu einem winzigen Laden. Wir beziehen eine Bambushütte mit großer Terrasse und Blick aufs Meer im Hornbill-Hut-Resort. Das ist Koh Phayam. Ein Paradies für Individuen.

Der drei Kilometer lange feine, weiße Sandstrand ist zumeist menschenleer. Es gibt nichts besseres, als sich morgens vor dem Frühstück in die noch angenehm kühlen Fluten zu stürzen und erfrischt und munter den Tag zu beginnen. An unserem ersten Abend auf der Insel wurden wir zu der Geburtstagsparty der 20-jäehrigen Sa eingeladen. Es gab ein Buffet mit scharfem Glasnudelsalat, Tom Yum – einer scharfen Thaisuppe – und die verschiedensten Arten von Krupuk (Kroepoek?). Kaum zu glauben, aber Sa und ihre Freunde lieben Techno-Musik! Wer hätte das für möglich gehalten, wir hatten den 13. November, standen unter einem klaren Sternenhimmel bei ca. 30 Grad auf einer ruhigen Insel und bewegten uns gemeinsam mit den Thais zu Techno-Musik – manchmal ist die Welt ganz schön verrückt.

An einem der nächsten Tagen wanderten wir zu einer anderen Bucht – welch ein Traum – während des 1,5 stündigen Spaziergangs an diesem Strand sahen wir keine Menschenseele, nur ein paar Felsmonolithen mit ausgespülten Löchern zieren hier und dort das Bild. Ist hier das Paradies???

….und später…..

20.11.2002 Koh Phayam

Gestern war Loy Khratong – eines der bedeutendsten Feiertage der Thai. Auch zu diesem Fest wurden wir herzlich eingeladen. Mittags um 13.00 Uhr saßen wir gemeinsam mit Valentina (die zusammen mit uns von Koh Jum hergekommen ist) und den einheimischen Bewohnern des Guesthouses in einem Pavillon und bastelten unseren eigenen Khratong – ein Blumengesteck, das aus zu Blüten gefalteten Bananenblättern, bunten Blumenblüten, Räucherstäbchen und einer Kerze, mit viel Phantasie gefertigt wird.

Um 18.00 Uhr begann das Fest, das Essen wurde liebevoll an kleinen Tischen – geschmückt mit Palmenblättern – zubereitet. Es gab Hühner- und Schweinefleischsatte, gegrillten Tintenfisch und Bananen, Frühlingsrollen, scharfen grünen Curry mit Reis und gekochte Banane in Kokosmilch, wer soll das alles essen?

Nach dem Essen fingen alberne Spiele an, von „Reise nach Jerusalem“ bis „Zwiebel-zwischen-Popobacken-klemmen-und-zum-15 Meter-entfernten-Eimer-transportieren“ gab es fast alles. Später wurde ein riesiges Feuer am Strand entfacht und zu guter Letzt um 23.00 Uhr war Loy Khratong, d.h., jeder nahm sein Blütengesteck, lief damit bis zum Ende der Bucht (durch den Vollmond war es so hell, dass Taschenlampen überflüssig waren), watete bis zur Hüfte ins Wasser, entzündete die Kerze und die Räucherstäbchen und schickte seinen Khratong mitsamt seinen Wünschen auf den Weg. Ein schöner Brauch.


Soweit aus der guten alten Zeit. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen, von WiFi, Smartphones hatte die Menschheit noch nichts gehört und der Fernreisende war noch wirklich weit weg von daheim. Aber genug der Nostalgie, die Gegenwart hat nun mal ein anderes Gesicht.

Bild2Sonnenuntergänge wie diese gab es damals wie heute, der Ao Yai (Long beach) ist auch heute noch zuweilen menschenleer, Liegestühle und Sonnenschirme sucht man hier vergebens. Strom in den Behausungen gibt es nur von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang. WiFi gibt es mal und mal nicht oder nur sehr schwach, für Kommunikations-Junkies könnte die Zeit hart werden. Und immer noch sucht man auf Phayam nach Autos vergebens. Die Zahl der Resorts am Ao Yai ist über die Jahre hinweg stetig gestiegen, die Evolution von der Bambushütte zum Betonbungalow ist in vollem Gange und dennoch ist der alte Charme noch spürbar. Für den Altbackpacker stehen in den älteren Resorts noch licht- und luftdurchlässige Hütten in dritter oder vierter Reihe zu kleinen Preisen bereit, in unmittelbarer Strandnähe wird die Bauweise solider, dafür werden die Übernachtungen teurer. Hohe Kasuarinenbäume, von deren ausschweifenden Ästen nicht selten eine Schaukel herabhängt, schützen die nicht klimatisierten Bungalows vor der großen Hitze. OK, ich gebe zu, etwas voreingenommen zu sein, was meine Lieblingslocation auf der Insel betrifft. Für mich gab und gibt es als Residenz nur das Hornbill Hut, so ziemlich am nördlichen Ende des Ao Yai gelegen.

In dem unter einer uralten Kasuarine auf Stelzen errichteten Freiluft-Essbereich in unmittelbarer Strandnähe werden geschmacksintensive Thaigerichte in einer großen Auswahl serviert, es gibt frischen Fisch und Meeresfrüchte mehrmals in der Woche.

Bild3 Die Hütten sind einfach, aber mit Liebe zum Detail ausgestattet und die Familie des Eigentümers ist zum Knuddeln nett….kurzum..… ich fühl mich einfach sauwohl da. Das soll mal keine Werbung sein, ich bitte jeden interessierten Leser darum, sich selbst „seine“ oder „ihre“ Location zu suchen. Angebote gibt es genug.

Apropos Hornbill!! Die farbenfrohen Hornbills (Nashornvögel) prägen ebenso wie die Seeadler die Fauna der Insel und sind auch für Unkundige nicht zu übersehen.


Bild4Die zweite Traumbucht der Insel, Ao Kao Kwai oder Buffalo Bay, zeichnet sich durch einen nahezu ebenen Grund aus, wodurch bei Ebbe eine Art von Wattenmeer entsteht, das mehrere Hundert Meter umfasst. Naturbeobachter und Vogelfreunde kommen ganz besonders bei Low Tide auf Ihre Kosten. Bei Flut bleibt von weiten Teilen des Strandes dann leider nicht viel übrig, dennoch ist die Bucht ein Idyll mit ruhigen gepflegten Resorts umgeben von Hügeln und Felsen. Namensgeber war wieder einmal die Natur, die Form der Bucht erinnert sehr an die Hörner eines Büffels.

Wer zu faul ist, die Buchten und die sanften Hügel der Insel zu Fuß zu erkunden, kann dies mit einem Leihmotorrad tun. Mit 250 Baht am Tag ist man dabei. Die schmale Betonpiste, die durch die Inselmitte hindurch führt und am Ende auf den Ao Yai trifft, hat an Gefährlichkeit nichts eingebüßt, Schlaglöcher und unverhoffter Gegenverkehr stellen eine Herausforderung an die Fahrkünste der Inselgäste dar.

Hauptwirtschaftszweig der Insel ist mittlerweile der Tourismus, allerdings haben die Bewohner ökonomisch betrachtet noch mehr Pfeile im Köcher. Überall auf der Insel sieht man die Bäume mit den gelb-orange bis roten Fruchtäpfeln, aus welchen kleine, nierenförmige Gebilde herauswachsen. Die grünlich braunen Bohnen werden in einem aufwendigen Ernte-, Trocknungs- und Schälprozess zu Cashewkernen verarbeitet. In jedem noch so kleinen Shop werden die in reiner Handarbeit gewonnenen Cashewnüsse zum Verkauf angeboten, für einen stolzen aber fairen Preis.

Kautschuk war bis vor einiger Zeit ein zweites Standbein der Phayam-Insulaner, aufgrund des der Errichtung riesiger Kautschuk-Monokulturen im Norden Thailands geschuldeten allgemeinen Preisverfalls bei Kautschuk liegt dieser Wirtschaftszweig mangels Lukrativität bis auf weiteres brach.

Im strandnahen „Little Village“ werden Thaimassagen in offenen, liebevoll dekorierten Bambushütten angeboten. Gleich nebenan werden Batiktücher, Sarongs und Strandbekleidung verkauft. In unmittelbarer Nähe laden farbenfroh dekorierte, überdachte Sitzgruppen vor kleinen Straßenrestaurants zu einer kleinen oder größeren Mahlzeit ein. Ohne Zweifel, hier weht noch der Hauch (und zuweilen auch ein wenig Rauch) der Hippiezeit.

Der wenig attraktive Hauptort rund um den Phayam Pier ist das Versorgungszentrum der Insel. Zwei Mini-Supermärkte, mehrere Restaurants, Bars, Motorrad-Verleihe und Tauchschulen bieten dem Neuankömmling nützliche und weniger nützliche Waren und Leistungen an.

Nightlife: Wer hier jetzt eine Litanei von party-locations erwartet, der nehme das Boot und buche eine Busfahrt nach Phuket oder Pattaya. Meinetwegen auch Samui. Hier gibt’s mal gar nichts. Naja, gar nichts ist auch nicht wahr. Bild8Die Rastababy Bar am nördlichen Ende des Long Beach zieht täglich mehrere Handvoll Leute an, die Atmosphäre dort ist – wie der Name bereits vermuten lässt – smoky!! Für beach parties sind die einzelnen Resorts verantwortlich, zu Loy Khratong, Heiligabend und Sylvester sind warme all-you-can-eat-Buffets der Schlager. Ansonsten haben die Resorts für die Abende Barkeeper angeheuert, welche die Gäste mit kühlen Getränken versorgen. Ein Buch oder am besten ein Kindle mit einer kleinen Bibliothek im Speicher ist in ruhiger entspannter Atmosphäre der beste Zeitvertreib, wenn Ihr mich fragt.

Wie man Phayam erreicht? Das wird nicht verraten. Blödsinn. Ist kein Geheimnis. Mit dem Bus nach Ranong und mit dem Boot (zweimal täglich 9.00 Uhr und 14.00 Uhr) vom Pier mit dem Namen „Saphan Plaa“ nach Phayam. Es verkehren mittlerweile auch einige Schnellboote zwischen Festland und Insel, Häufigkeit und Abfahrtszeiten variieren von Jahreszeit zu Jahreszeit.

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