Mittwoch, Dezember 4, 2024
Barfuss-zum-Mond

Andreas

Sich auf den Weg machen…….

Gedanken eines Besessenen

Andreas KornowskiIch lebe nicht in der Vergangenheit, zumindest behaupte ich das. Aber es war schon toll damals, ein Gefühl wie frisch verliebt sein. Die Vorfreude auf die große Reise, auf das Unbekannte. Wir würden losziehen, alles hinter uns lassen, einfach so, ohne Gedanken an morgen. Uns von allem Ballast befreien: Haus, Jobs, Versicherungen und sonstigen Verpflichtungen. Und frei sein, die Fesseln der Zivilisation einfach abstreifen.

Eine Reiseroute gab es nicht, einen Zeitplan auch nicht. Unsere finanziellen Mittel waren sicher ein Limit, aber wer wusste schon, was uns in der Welt widerfahren würde. Dort draußen gab es sicher auch Möglichkeiten, Geld zu verdienen.

Nichts zuvor war mir so leicht gefallen, wie sich Stück für Stück von den Besitztümern zu lösen. Eine Weile waren wir auf den Flohmärkten der Umgebung zu Hause und verkauften unseren Hausrat. Die Kündigung aller Absicherungen unseres Seins empfanden wir schon als Befreiung,  der Verkauf unseres kleinen Häuschens sowie die Aufgabe der Jobs verursachten dann in der Endphase dieses Befreiungsprozesses ein geradezu ekstatisches Glücksgefühl. Am Abreisetag waren die Besitztümer auf ein übersichtliches Maß reduziert, sie bestanden aus zwei Rucksäcken, zwei One-way-Tickets nach Bangkok und einem großen Sack voller Träume. Wir machten uns einfach auf den Weg, die Frau, die ich (damals) liebte und meine Wenigkeit.

Bekannte und Freunde hatten unsere Entscheidung zum Ausstieg seinerzeit als „mutig“ bezeichnet. Habe ich nie so gesehen. Ich finde es mutig, Kinder grossziehen zu wollen oder eine Firma zu gründen. Liegt, wie so Vieles, im Blickwinkel des Betrachters.

Die Reise dauerte am Ende zweieinhalb Jahre, die Fesseln haben mich längst wieder im Griff, doch die Erinnerungen kommen täglich zurück. Eindrücke, von denen man ein Leben lang zehrt. Die Garküchen in Asien, Wasserfälle und Gletscher in Südamerika, Waisenkinder in Afrika oder die Unendlichkeit des Outbacks in Australien, das alles begleitet mich heute Tag für Tag. Ich bediene mich dieser Flashbacks nur zu gerne, denn sie haben die Kraft, meine Fesseln zu sprengen oder wenigstens zu lockern, wann immer die mich zu erdrücken drohen.

Reisen blieb auch in der Folge mein Steckenpferd, ich habe neue Paradiese entdeckt, neue Menschen getroffen, Freundschaften geschlossen und intensiviert. Der Glaube, mit den Jahren würde das Fernweh vergehen und ich meinen Fokus auf andere Dinge legen, war nur Augenwischerei. Der Virus wird mich nicht mehr loslassen. Und das ist auch gut so.

Ich lebe mit der Perspektive, das Stahlkorsett irgendwann noch einmal abzuwerfen, möglicherweise für immer. Nach wie vor brenne ich darauf, Neues zu entdecken und davon zu berichten.

Fernweh ist bei mir überall zu finden: In meinen Romanen, deren Handlungen nicht selten vor Traumkulissen spielen, in meinem Kühlschrank mit dem ganzen exotischen Zeug darin, in der Sammlung von Sarongs und Flipflops in meinem Kleiderschrank und nicht zuletzt auf den auf Leinwand gezogenen Schnappschüssen und Panoramen überall in meiner Wohnung.

Die Begegnungen mit Gleichgesinnten in der Welt, die nicht selten zu Lebensfreundschaften werden, sind dabei besonders intensiv. Im Alltag zuhause nicht selten als „Weirdo“ belächelt, fühlt man sich von diesen Menschen vollumfänglich verstanden.

Die Geschichte eines unabhängigen Travellers und Freigeists ist meiner Erfahrung nach immer auch eine vom „anders sein“. Als jemand, der große Teile der Welt bereist hat und Menschen gezeichnet von Armut, schwerer Krankheit und sonstigem Leid über einen längeren Zeitraum begleiten durfte, hat man zwangsläufig einen anderen Blickwinkel auf jene Dinge, die die Menschen daheim bewegen. Ich versuche heute, den Leuten meine Sichtweise nahe zu bringen ohne dabei den Anspruch zu hegen, sie überzeugen zu müssen.

Gleichermaßen ist die Geschichte eines Travellers nicht selten auch ein von gelegentlichen Selbstzweifeln geprägter Kampf gegen die Windmühlen der Normalität. Der sich selbst reflektierende Mensch mit einem etwas sensibleren Naturell wird sich schon mal selbst die Frage gestellt haben, warum er der Reiselust und der Freiheit zuliebe die gängigen Lebensmodelle opfert. Warum nur er so ist und niemand sonst in seinem Umfeld.

Unter Abwägung aller Argumente und gelegentlichen Selbstzweifeln zum Trotze ist dieses „anders sein“ ein großartiges Privileg. Sehe ich so.

Klar, man muss nicht zwangsläufig auf alles andere verzichten, wenn man durch die Welt zieht. Mit Partner lange zu reisen ist sicher eine tolle Sache, wenn es wirklich passt. Aber auch nur dann.

Vereinzelnd habe ich auf meinen Reisen Familien getroffen, die über einen längeren Zeitraum unterwegs waren. In der Regel entstammten die Eltern der Travellerszene und haben es partout nicht eingesehen, nach der Geburt der Kinder diese großartige Sache aufzugeben. Der beste aller Kompromisse, wenn Ihr mich fragt.

Meine nächste Reise wird mich nach Hongkong führe, der Flug ist gebucht und der Bleistift bereits gespitzt.

Hier ein paar Infos
über mich:

  • Ich bin Weltreisender, Blogger, Romanautor. Im „jetzt und hier“ bin ich Wohnungsverwalter mit einer   großzügigen Urlaubsregelung, die es mir ermöglicht, auch mal länger zu verreisen.
  • Mein aktueller Roman „Traumpfad ins Schattenreich“ spielt vor traumhaften Kulissen in Australien, Thailand und auf Sumatra
  • Flugbuchungen haben bei mir mittlerweile rituelle Formen angenommen. Der Startschuss zu jeder Reise ist die Auswahl des Ziels. Gerne lass ich mich dabei von einem unschlagbaren Flugpreis leiten. Ehrlich, ich verbringe Stunden damit, in Flugbörsen und auf Schnäppchenseiten zu stöbern. Bekloppt ne? Ich behaupte ja gar nichts anderes.
  • Als Minimalist komme ich auch zuhause bequem durchs Leben, dem Materialismus habe ich schon vor langer Zeit abgeschworen. Prestigedenken ist oberflächliches Gehabe, nichts weiter.
  • Ich habe Flugangst und kaue Fingernägel
  • Asien ist mein Lieblingskontinent, gefolgt von Australien.
  • Für mich ist street food essen ist der wahre Lifestyle unterwegs und
  •  eine Strandhütte aus Bambusmatten in einer einsamen Bucht das Non-plus-Ultra
  • Am liebsten bewege ich mich abseits der ausgetretenen Touristenpfade
  • Ich reise auch gerne mal alleine, man ist dann einfach noch etwas offener für neue Erfahrungen
  • Nach einer Reise freue ich mich nicht, wieder nach Hause zu kommen, es sei denn, ich war sehr lange weg.
  • Bei der Vergabe der Geduld habe ich ganz hinten angestanden.
  • CCR, Pink Floyd und die Stones sind der Hammer!!
  • Ordnung ist nur etwas für hilflose Zeitgenossen. Chaos hingegen ist die Quelle aller Kreativität.
  • Ich habe in meinem Leben immer den allergrößten Wert darauf gelegt, meine Erfahrungen und auch Fehler  selbst zu machen und daran zu wachsen.
  • Ich kenne jemanden, der wiederum jemand kennt, dessen Halbbruder schon mal einen Joint geraucht hat…….
  • Wenn ich nicht gerade reise, habe ich FERNWEH!!!

Danke für das Interesse und viel Spaß beim Lesen!

Andreas Kornowski