Samstag, Juli 27, 2024
Barfuss-zum-Mond

Huruma Children’s Home

DAS HURUMA CHILDREN’S HOME – 4 Monate als Volontär in den Ngong Hills, Kenia
Es gibt so viele Möglichkeiten, Freiwilligenarbeit zu leisten. Ich möchte jedoch mit Euch die eine Erfahrung teilen, die mein Leben, mein Denken und mein Handeln von Grund auf verändert hat.

Schon zu der Zeit war das Internet die meistgepriesene Quelle für Informationen aller Art. Auch hinsichtlich weltweiter Freiwilligenarbeit. Ich weiß nicht mehr, wie viele Seiten ich mir angeschaut hatte, jedoch wusste ich sehr schnell, es sollte etwas in Afrika sein. Vielversprechende Einrichtungen, zumeist Waisenhäuser oder Kinderheime gab es in Südafrika, Tansania und Kenia. Es war die einzigartige Geschichte des Huruma children`s home, die mich in ihren Bann zog. Doch dazu später. Nur sechs Wochen später saß ich im Flieger nach Nairobi, nicht im Entferntesten ahnend, wie die Zeit in Kenia mein Leben verändern würde.

„Bitte keine Geschichte der Läuterung“ werdet Ihr jetzt denken. Sorry, aber ein wenig Läuterung müsst Ihr jetzt ertragen. Nahezu jeder Langzeitreisende kommt sehr schnell an den Punkt, an welchem ihm klar wird, wie privilegiert die Menschen in der westlichen Welt sind. Nur ist das Privileg des Wohlstands, obwohl sehr viele Menschen hier davon überzeugt sind, kein Verdienst des Einzelnen, sondern nichts weiter als das schicksalhafte Glück, dort geboren zu sein wo ein gemäßigtes Klima die perfekte Voraussetzung für Ackerbau schafft. Wo ein Vorsprung an Kultur und Bildung besteht und wo gezielte Politik dafür sorgt, dass sich an den Eigentumsverhältnissen in der Welt auch in Zukunft nichts ändert. Ein Tag Feldarbeit in Kenia ist aufgrund der Hitze und die Benutzung vorzeitlicher Gerätschaften weitaus härter als in Europa, der Lohn ist allerdings nur ein Minimum dessen, was beispielsweise ein Erntehelfer bei uns erhält. Kinder werden während der Arbeit auf dem Feld geboren, Zeit für körperliche Erholung bleibt der jungen Mutter in der Regel nicht.

Daheim haben die Menschen so viel materiellen Besitz und dennoch fehlt es ihnen häufig an Zufriedenheit, Zufriedenheit, die die Menschen dort in Kenia trotz massivster Probleme und Traumata im Überfluss versprühen. Die Kinder im Heim lachen pausenlos, leben im hier und jetzt und genießen das Leben.

Meine Reise um die Welt und ganz besonders die Zeit in Kenia hat einen genügsamen Minimalisten aus mir gemacht, der heute von sich behaupten kann, nur die Dinge zu besitzen, die er wirklich braucht. Und mit dem, was er hat, auch zufrieden ist.
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Es sind die Schicksale, die zu Tränen rühren. Die Geschichten der Kinder. Geschichten von Trauer, Verzweiflung, Armut, Krankheit, Ablehnung und Gewalt. Das Wunder dabei ist die innere Stärke und Würde, mit der diese Kinder ihre Seelenlast tragen und zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Aus meinem „alten Reiseblog“:

17.09.2004 – Huruma Children’s Home, Ngong Hills, Kenia
Heute ist Freitag. 17 Tage bin ich jetzt in Kenia. Die Eindrücke sind vielfältig und nur schwer zu beschreiben. Zu allererst bemerkt man die Herzlichkeit der Menschen. Mama Zipporah schloss mich gleich am Flughafen in Nairobi in die Arme, dasselbe praktiziert sie seitdem jeden Morgen und Abend zur Begrüßung bzw. zum Abschied. Ihr Mann Isaac, der Prediger, tut es ihr gleich. Mit ihm verstand ich mich auf Anhieb, es ist aber auch schwer, den Menschen keine Sympathie entgegenzubringen.
Ich wohne bei Mama Tom, ihrem Mann Philipp sowie den Kindern Tom, Moses und Zipporah gleich 200 m. unterhalb von „Huruma Childrens Home“. Auch sie sind mit einer natürlichen Herzlichkeit gesegnet, die in einer tiefen Gläubigkeit wurzelt.
Und dann sind da die Heimkinder mit den großen, dunklen Augen. 140 Kinder, Waisen, von den Eltern verlassen, von der Straße aufgelesen. jedes hat seine eigene Geschichte, Geschichten von Hunger, Leiden, Einsamkeit, Krankheit, Schmerz und Tod. Ein paar dieser Schicksale möchte ich hier erzählen.
Kelvin ist sieben Jahre alt und wurde von seiner Mutter schon während der Schwangerschaft mit dem AIDS-Virus infiziert. Nachdem Tod seiner Mutter kümmerte sich niemand mehr um ihn. Mama Zipporah fand das kleine, verhungernde Häufchen Elend in der Ecke eines Krankenzimmers, als sie ein anderes Kind in diesem Hospital besuchte. Der Junge konnte nicht laufen und litt zudem noch an einer schweren Tuberkulose. Obwohl er erst vier Monate in „Huruma“ ist, flitzt er von einer Ecke zur nächsten und wird den wohl kurzen Rest seines Lebens geliebt und gepflegt. Inzwischen spricht er ein paar Worte englisch, wenn ich ihn auf den Arm nehme und ihn frage, wo es denn hingehen soll, flüstert er zaghaft: „Chicken Box“. Und dann geht’s ab in den Hühnerstall, in dem er mit sadistischer Freude das Federvieh in panisches Flattern versetzt. Zu oft sieht er müde und abgekämpft aus, ein viel zu kleiner Siebenjähriger in seinem hoffnungslosen Kampf. Er atmet schwer, die TB wirft ihn immer wieder in seiner Entwicklung zurück. Es macht traurig, ihn dann so leiden zu sehen. Aber er nimmt es wie ein Kind, akzeptiert seine Krankheit und immer lächelt er, wenn er mich sieht.
Miracle ist ein kleines Mädchen, dessen wirklichen Namen ich nicht kenne, weil sie eben nur „Miracle“ gerufen wird. Sie ist gemäß der Übersetzung ihres Namens auch ein echtes Wunderkind. Sie wurde nach ihrer Geburt HIV-positiv getestet. Bei späteren Untersuchungen fiel der Test dann negativ aus. Sie ist putzmunter, kerngesund und zum knuddeln süss.
Moses ist jetzt 9 Monate alt, er wurde kurz nach seiner Geburt Anfang Dezember letzten Jahres von seiner Mutter in die Mülltonne geworfen. Man fand ihn, brachte ihn in ein Krankenhaus, von wo er dann am Tag vor Heiligabend nach „Huruma“ gebracht wurde. Mama Zipporahs Weihnachtskind. Er fährt mit seinem Laufwagen (Kindersitz mit Plastikgestell und Rollen) in einem dunklen toten Flur umher und keiner kann an ihm vorbeigehen, ohne ihm in die Wange zu zwacken. Aus Begeisterung darüber, dass ich ihn am zweiten Tag hochnahm, um ihm den hellen Tag zu zeigen, hat er mich auch gleich kräftigst angepinkelt.
Njoroge ist taubstumm und sehr anhänglich, vor allem bei den Volontären. Verständlich, da er mangels Kommunikation mit den anderen Kindern ein Außenseiterdasein fristet. Njoroge gibt hin und wieder unartikulierte Geräusche von sich, die mich zu der Annahme führen, dass er nicht wirklich stumm ist, sondern auf Grund seiner Taubheit nie sprechen gelernt hat, weil niemand es ihm beigebracht hat. Seit Beginn dieses Schuljahres hat sich eine taube Lehrerin seiner angenommen, um ihm die Zeichensprache, das Lippenlesen und das Sprechen zu lehren. Ich merke, dass mir der Umgang mit den kleineren Kindern leichter fällt, da diese keine Berührungsängste kennen. Dennoch bemühe ich mich täglich, auch mit den Älteren in Kontakt zu kommen, zum Beispiel beim Basketball.

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Die Schule hat vor zwei Wochen wieder begonnen. 3 von 5 Volontären assistieren beim Unterricht. Ich werde wohl nicht unterrichten, gemäß meiner Vorbildung helfe ich Mama Zipporah im Büro, bringe die Homepage www.hchngong.org auf Vordermann und werde einen Teil meiner Zeit damit verbringen, Spendenaufrufe zu starten. Denn das ist bitter nötig. Das Kinderheim erhält keine staatlichen Zuwendungen, große Hilfsorganisationen übergehen das seit 15 Jahren bestehende Projekt in aller Regelmäßigkeit oder beanspruchen die Leitung oder zumindest ein Mitspracherecht für sich, ohne dass für die Kinder finanziell etwas dabei herauskommt. Ein aufgeblähter Wasserkopf aus Verwaltung, Werbung und Spesen, westliche Arroganz und Ignoranz des lokalen „way of dealing with things“ zeichnet diese Organisationen häufig aus.
Umso größer ist mein Respekt vor Mama Zipporah und „Dad“ Isaac. Ihr Beweggrund heißt Nächstenliebe, Halt finden sie in ihrem unerschütterlichen Glauben an Gott, den sie jeden Morgen und Abend im Gemeinschaftsraum des Heims den Kindern predigen. Darüber hinaus findet mittwochs und sonntags bis zu drei Stunden andauernde Messen statt, in welche Gospellieder gesungen werden. Es wird zudem getanzt, gebetet, aus der Bibel vorgelesen und gepredigt.
Geld ist immer knapp. Die Kinder müssen essen, trinken, die Kleidung wird bis zur völligen Unbrauchbarkeit getragen. Benötigt werden Windeln für die Babys, Bücher und Schreibmaterial für die Schule, Computerzubehör, um mit den kleineren Posten zu beginnen. Teuer ist die Behandlung der HIV-positiven Kinder, der TB Kranken sowie aller sonstigen akut auftretenden Krankheiten der Kinder.
Zum ersten Mal habe ich hier bewusst Körperkontakt mit HIV-infizierten Menschen. Ein merkwürdiges Gefühl. Alles Wissen, alle Aufklärung, die ich über die Krankheit AIDS erfahren durfte, sind in diesem Moment nur Theorie. Alle wunden Stellen an meinem Körper sind sorgfältig verpflastert. Zaghaft streichle ich den Kopf des kleinen Kelvin, den für seine Krankheit am wenigsten Schuld trifft. Gleichzeitig bin ich erstaunt über meinen Mut, hätte ich noch vor wenigen Jahren aus Angst jegliche Berührung gescheut. Das etwas unwohle Gefühl weicht sehr schnell, als der für seine sieben Jahre viel zu winzige Junge seinen Kopf an meine Brust schmiegt. Mit jeder kleinen Berührung werde ich gelassener. Kelvin scheint das zu spüren und lächelt. Noch vor wenigen Monaten konnte er nicht einmal laufen. Heute rast er durch den Gemeinschaftsraum und plappert munter in Suaheli mit den anderen Kindern. Allerdings ermüdet er recht schnell und atmet wie eine Lokomotive, immer wieder wirft ihn die TB, unter der viele HIV-infizierte Kinder leiden, in seiner Entwicklung zurück. Und dennoch ist es ein Wunder, wie sehr er sich entwickelt hat, seit er vor vier oder fünf Monaten hierher kam. Nur eins von 15 HIV-positiven Kindern, aber von allen der wohl schlimmste Fall. Ohne Mama Zipporahs Güte würde Kelvin heute nicht mehr leben.
Schon nach kurzer Zeit entpuppt er sich als ausgewachsener Feldwebel und Dickkopf. Er lässt sich von Hüh nach Hott tragen, will dieses und jenes und untermalt seine hartnäckige Haltung mit einem Gesichtsausdruck, den er offensichtlich vorm Spiegel geübt hat. Bei Verhandlungen um einen Ballon, den ich ihm leider nicht geben konnte, da ich keinen hatte, zog ich eine Köchin hinzu, die mir übersetzte, dass Kelvin darauf besteht, einen Ballon zu haben. Den Ballon, den ich dann von irgendwoher besorgt hatte, sabberte er sorgfältig voll, bevor er mich aufforderte, ihn aufzublasen. Ich zögerte lange, bevor ich das Mundstück an meinem T-Shirt abtrocknete und zu pusten begann. Über Speichel hat sich noch kein Mensch mit AIDS infiziert, aber das hier ist Realität, keine Theorie. Ich werde noch weiter daran arbeiten müssen.

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Die kleine Siedlung Olkeri liegt in den Ngong Hills, etwa 35km südwestlich von Nairobi. Hier in der Nähe des Great Rift Valley liegt das Heim von Zipporah und Isaac Kamau sowie ihrer 140 Kinder. Die Gegend ist relativ sicher, zumindest am Tage. Die Aussicht auf die Ngong Hills ist malerisch. An den Anblick Weißer, die in “Huruma Children’s Home” ein- und ausgehen, haben sich die Menschen hier längst gewöhnt. Das Heim liegt auf einem Hügel, etwa 100 Meter unterhalb das Haus von Mama Tom. Hier wohne ich seit dem ersten Tag. Kein warmes Wasser, keine Elektrizität. Aber ein Fernseher. Wie das geht? Geht nur, wenn Philipps Peugeot in der Garage steht. Die Autobatterie ist die Stromquelle für den Flimmerkasten. Das heißt aber auch schon mal Anschieben am nächsten Morgen, wenn der Kasten die Batterie leer gezogen hat. Trotz des sehr simplen Standards fühle ich mich sehr wohl bei der Familie. Die Herzlichkeit macht mich verlegen. Mama Tom macht meine Wäsche, ich muss beim Essen als Erster zugreifen und die Frauen häufen erst dann auf ihre Teller, wenn ich fertig bin. Gastfreundschaft auf afrikanisch. Vor dem Essen wird gebetet, Gott und Glaube sind allgegenwärtig.
Das große Haus ist nie fertig gestellt worden, da das Geld für eine Renovierung fehlt, lebt man von der Substanz. Abends werden Petroleumlampen angezündet, man sitzt gemeinsam im Wohnzimmer, erzählt oder lässt sich vom kleinen Schwarz-weiß TV berieseln. Die Hängematte, die ich in Bali gekauft hatte, habe ich zwischen einem Geräteschuppen und einem Zaun auf gehangen und damit Freunde fürs Leben gewonnen. Tom und Moses machen inzwischen ihre Hausaufgaben darin.

Kenia ist ein vielsprachiges Land. Landessprachen sind Englisch und Swaheli. Daneben gibt es noch 44 Stammessprachen, von der einige miteinander verwandt sind. Die lokale Sprache hier ist Kikuyu. Einige Wörter werde ich noch lernen müssen, denn die kleinsten unter den Kindern sprechen nicht mehr als ein paar Worte englisch.
Der Tagesablauf der Kinder in der Woche ist protokollarisch festgelegt, Abweichungen davon gibt es nur selten.

Tagesablauf:
4.45 Uhr: Aufstehen, Waschen, Anziehen. Die Größeren helfen den kleineren dabei.
5.30 Uhr: Frühstück
6.00 Uhr: Gebet und Gesang (Mama Zipporah)
7.00 Uhr: Fertigmachen für die Schule
7.30 Uhr: Morgenpredigt (Isaac)
8.45 Uhr: Schulunterricht
13.00 Uhr: Mittagessen
14.00 Uhr: Schulunterricht
16.00 Uhr: Hausaufgaben und Freizeit
18.00 Uhr: Abendpredigt (Isaac)
18.30 Uhr: Abendessen
19.00 Uhr: Freizeit
ca. 22.00 Uhr: Bettruhe

Mittwochs entfällt die Abendpredigt zu Gunsten eines Gottesdienstes.
Trotz dieses anstrengenden Tagespensums versprühen die Kinder bis in die Abendstunden Energie und Lebensfreude. Die langen Messen haben nichts von der Steifheit deutscher Gottesdienste, sie sind locker und lebendig wie in amerikanischen Gospelkirchen. Gesang, Tanz, rhythmisches Klatschen und ein ständiger freier Dialog (nicht das Heruntermurmeln auswendig gelernter Phrasen) zwischen Prediger und Gemeinde. Von “Kurzweil” kann man bei 3 Stunden dann allerdings doch nicht reden. Aber man gewöhnt sich daran und nimmt auch jedes Mal etwas für sich mit. Ich werde viel nach meinem Glauben gefragt, meine Antwort, dass ich zwar an Gott glaube, mich aber nicht eindeutig einer Religionsgemeinschaft zugehörig fühle, verwirrt sie. Meine Gefühle angesichts einer so fundamental im Glauben wurzelnden Lebensführung schwanken zwischen Staunen und allergrößter Hochachtung.

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Ein Volontär hat selbstverständlich ein Vorbild zu sein. Fluchen, Trinken, Rauchen sowie allzu freizügige Kleidung sind auf dem Gelände und in Reichweite der Kinder tabu. Das erstgenannte kann ich sehr gut beherrschen, das zweite ist für mich ohnehin seit fünf Jahren kein Problem mehr und für ärmellose Shirts und Shorts ist es ohnehin etwas zu kühl im Moment. Bliebe Nr. 3, das Rauchen. Unglücklicherweise habe ich vor 4 Monaten nach 2-jähriger Pause mit dem alten Laster Frieden geschlossen. Das Ganze entpuppt sich hier als ausgemachtes Versteckspiel. Wie damals in der 8. Klasse am Gymnasium. Tatsache ist, dass niemand mich in den Tagen hier beim Rauchen gesehen hat. Kein Kind, niemand vom Personal, der Gastfamilie und auch kein anderer Volontär. Wie es aussieht, bin ich in der ganzen “Familie” der einzige, der raucht. Mama Zipporah und Isaac wissen es, weil ich es ihnen gesagt habe. Sie wollen es mir abgewöhnen, aber ich will nicht. Ich rauche nur in meinem Zimmer, ein schlechtes Gewissen lasse ich nicht zu. Für die Kinder hier ist Rauchen etwas ganz Schlimmes.
Im Büro geht es sehr oft chaotisch zu, da gleich mehrere Personen den Computer für sich beanspruchen. Aber irgendwie wird jeder mit seiner Arbeit fertig, wenn auch meist etwas später. Wir sind hier in Afrika, nicht zu Hause. Mama Zipporahs Angelegenheiten haben ohnehin immer, aber im Moment ganz besonderen Vorrang, da sie eine Einladung zu je einer Vortragsreise in die USA und nach Großbritannien auf der Suche nach Geldgebern für das Bauprojekt angenommen hat und Ende September antreten wird. Es werden Broschüren und Infoblätter entworfen, wieder geändert, bebildert und gedruckt. Leider bleibt mir deshalb momentan nicht so viel Zeit mit den Kindern. Zwischendurch schnapp ich mir mal eines der drei Babys (warum pinkeln die mich immer an?), trag es durch die Räume und ans Tageslicht. Hab inzwischen auch das Küchenpersonal besser kennen gelernt, der Umgang mit ihnen ist zwanglos und herzlich. Das Büro- ist allerdings so klein, das bereits zwei Tassen und ein Zuckertopf meinen ausschweifenden Gliedmassen zum Opfer fielen.

Die zweite, kurze Regenzeit naht und wird auch heftigste herbeigesehnt. Die Wiesen und Weiden auf den das Heim umgebenden Hügeln sind braun und trocken. Die Kühe im Stall sind bis auf die Knochen abgemagert. Für Kraftfutter fehlt das Geld. Da hat es die Sau schon besser, bekommt sie doch täglich die Abfälle und Überreste aus der Küche. Für sie wird nach einem potenten Eber gesucht, der für frische Ferkel sorgt, ansonsten wäre beim nächsten Nahrungsengpass Schluss mit der Schweinezucht.

Ein Besuch in einem ganz besonderen Waisenhaus war eine willkommene Abwechslung. Ein Waisenhaus im Freien. Hier haben die Waisen vier Beine und ein dickes Fell. Die Rede ist von verwaisten Elefantenbabys, die wie die kleinen Zweibeiner jeden Morgen ihr Fläschchen erhalten. Nur das diese Fläschchen mehr als 5 Liter Milch enthalten. Auch ein Rhinozerosbaby befindet sich unter den elternlosen Dickhäutern.

17. October 2004, Huruma Children’s Home, Ngong Hills, Kenia
Außer Atem erreiche ich das buntbemalte Haupttor des Huruma Children’s Home. Es sind nur 150 Meter vom Haus unserer Gastfamilie bis hierher – aber die haben’s in sich. Die staubige Strasse führt steil bergauf und bei einer Höhe von 2000 Metern fühlt sich dieser Anstieg jedes Mal an, als würde man die Treppen des Eifelturms hinaufsteigen.
Seit 4 Wochen gehe ich diesen Weg 3-4-mal täglich. Oben angekommen, nehme ich mir jedes Mal die Zeit, zurück zu blicken. Die Aussicht über die malerischen Ngong Hills ist einfach traumhaft. Ihre Form erinnert an die Knöchel einer zur Faust geballten Hand. Den Gesang hören wir bereits von Mama Tom’s Haus. Es ist Sonntag, 10.00 Uhr. Zeit für den Gottesdienst.
“Oh God is good, good, and he loves me” hören wir die zarten Stimmen der Kinder singen. Die kleine aus Holz und Wellblech bestehende Kirche ist bereits voll. Wir suchen uns einen Platz in der hinteren Reihe am Kopfende. Es dauert keine 2 Minuten, bis Njoroge, der 6-jährige, taubstumme Junge mir am Arm zupft und an mir hochklettert wie ein Äffchen. Ich genieße den fröhlichen, ausgelassenen Gesang, der durch Keyboard und Trommeln begleitet wird. Wenn ich meinen Blick durch die Reihen schweifen lasse und Blickkontakt zu einem der Mädchen oder Jungen erhasche, strahlen sie mich an. Der Glaube an Gott hilft ihnen, das Schicksal des Waisen oder Verstoßenen zu meistern und Selbstwertgefühl aufzubauen.
Jetzt ist es Zeit zum Tanzen. Die Bänke werden ein wenig zur Seite geschoben, die Lautstärke schwillt an. Ca. 180 Menschen – Erwachsene wie Kinder – bewegen sich ausgelassen zur Musik. 1,5 Stunden dauert dieser erste Teil der Messe. Dann wird es still. “Dad” Issac betritt die Mitte des Raumes – die Predigt beginnt. Ein kleiner Abschnitt der Bibel wird vorgetragen und mit dem heutigen Leben, seinen Gefahren und Versuchungen in Verbindung gebracht. Für einige der kleineren Kinder ist dies zu lang, sie lehnen sich zurück und fallen in einen leichten Schlaf. Auch für uns fällt dieser 1-1,5 stündige Teil zu lange aus, doch es den Kids gleichzutun und in süße Träume zu fallen, wäre dann doch etwas peinlich.

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Auch nach fast zwei Monaten fällt es mir schwer, mir die meisten Namen zu merken. 140 sind einfach zu viele. Immer wieder muss ich entschuldigend fragen – die Kids nehmen es mit Humor.
Ich habe es zu meiner Hauptaufgabe gemacht, Spendenprojekte ins Leben zu rufen. Klar, ich hätte auch unterrichten können, aber Lehrer gibt es hier zurzeit ausreichend – und die müssen bezahlt werden!

So habe ich in den letzten zwei Wochen eng mit Koen und Sabrina, zwei ehemaligen Volontären, zusammengearbeitet. Koen – ein holländischer Journalist – und Sabrina, eine deutsche Studentin, hatten die Idee, zur Unterstützung des Heims einen professionellen Fotokalender zu erstellen. Ich lieferte ihnen die Lebensgeschichten und –daten der dort abgebildeten Kinder. Die beiden haben großartige Arbeit geleistet. Sie fanden einen Graphiker und einen Drucker, die ihre Hilfe kostenlos anboten. Nur das Material musste bezahlt werden. Das Resultat ist wirklich beeindruckend – 14 Fotos mit den kurzen Lebensgeschichten in 3 Sprachen – Deutsch, Niederländisch und Englisch. Die Produktionskosten betrugen gerade mal 2 € – und sollen weltweit für 10 € verkauft werden. Danke für so viel Engagement!!!

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21. Dezember 2004, Ngong Hills, Kenia
Die Zeit ohne Mama Zipporah verging sehr langsam, sie ist Herz und Seele des Waisenhauses und wurde von allen schmerzlich vermisst. Dafür, dass alles reibungslos ablief, sorgten Mucuthy, Dad und auch wir beide. Wir beantworteten alle Mails, sorgten für Spenden und halfen bei der Erstellung der Kalender. Dad half uns, wenn er konnte und wir ihm bei seinen privaten Mails. Alles klappte vorzüglich, weil fast jeder jedem half. Und dennoch fehlte der gute Geist des Heims, die Liebe Mama Zipporahs zu ihren Kindern, eine Liebe, wie sie wohl nur eine Frau Kindern geben kann. Alles war eben etwas kälter ohne sie. Mit Tränen der Rührung in den Augen standen wir da, als wir miterleben durften, was geschah, als sie aus Amerika zurückkehrte, wo sie auf Einladung einer Kirchengemeinde aktiv um Sponsoren für das Heim geworben hatte. Der Wagen hielt, über 100 Kinder rannten gleichzeitig auf den Nissan zu, so dass Aussteigen zunächst nicht möglich war. Danach wurde sie so stürmisch begrüßt, dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
Sie selbst war von so viel überschwänglicher Zuneigung überwältigt und trotz ihrer Müdigkeit liebkoste sie jedes Kind und hatte für jeden noch ein nettes Wort übrig.
Die Kinder zu beschäftigen, war eine weitere Aufgabe, der wir nur zu gerne nachkamen. Vor allem die Kleineren und Kranken, die nach dem Mittag nicht mehr zur Schule gingen, brauchen schon mal einen Anstoß zu spielerischen Aktivitäten. Ein Fußballfeld, ein Basketballplatz sowie ein Spielplatz stehen permanent zur Verfügung. Anschieber des kleinen Karussells, Schaukelknecht und Kletterassistent waren die üblichen Jobs der Volontäre auf dem Spielplatz. Dabei gab’s in der Regel viel zu lachen. Uns war es stets wichtiger, die Kinder zum Lachen zu bringen, als sie zu erziehen, das taten andere zur Genüge. In Zeiten, wo in Deutschland das Schlagen von Kindern als krimineller Akt geahndet und verfolgt wird, ist in Kenia die Prügelstrafe in Schulen noch immer die übliche Praxis. Zwar kommen die Strafen aus unserer Sicht keinen Misshandlungen gleich, für uns war diese Erfahrung jedoch zu Beginn ein kleiner Schock. Stockschläge auf die Hand gibt es für das Nichttragen der blauen Schuluniform, Reden in der Stammessprache und andere Betragensvergehen. Natürlich steht es uns nicht zu, darüber zu urteilen, bereit, diese Art der Bestrafung ebenfalls anzunehmen, waren wir allerdings nicht.
Inzwischen läuft Moses, der am 5.12.2004 ein Jahr alt geworden ist, fast alleine, er braucht nur noch einen Finger als Sicherheit, er ist so süß, dass wir schon überlegt haben, ob er in unseren Rucksack passt, wenn wir morgen das Land verlassen. Kelvin macht inzwischen auch einen wesentlich gesunderen Eindruck, die Tuberkulose scheint langsam zu verschwinden, das Rasseln in seiner Lunge ist nur noch schwach zu hören und kaum zu fühlen, wenn man ihm die Hand auf den Rücken legt. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für ihn. Auch in vielen anderen Dingen hat er in den vier Monaten enorm dazugelernt. Er spricht ein paar Worte englisch mehr, rennt wie ein Blitz, seine Haut ist viel reiner und er hat ein bisschen Gewicht dazugelegt. Dennoch sieht er immer noch wesentlich jünger aus, als er ist. Obwohl man keines der Kinder bevorzugen sollte, war er „mein Junge“. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, auch, weil er nicht immer zur Schule durfte. In den letzten Tagen gehe ich ihm ein wenig aus dem Weg, damit ihm der Abschied nicht zu schwer fällt. Er weiß, dass wir morgen gehen, man hat es ihm gesagt. Ich hoffe, dass er nicht so traurig sein wird wie ich. Heute haben Sandra und ich noch mal die Homepage up-to-date gebracht und jeden Schritt dokumentiert. Aber es wird mit Sicherheit irgendwann ein neuer Volontär kommen, der das auch kann.
Unser Abschiedsgeschenk an die Kinder waren die von uns aus Holz- und Kokosnussschalen gefertigten Halsketten, die wir seit Indonesien mit uns herumgeschleppt hatten, sowie eine Kiste Mangos, eine Extraportion Vitamine für die Kids.

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Viel zu schnell vergangen ist die Zeit in Huruma Childrens Home. Morgen geht es zurück nach Deutschland, die 2 ½ Jähre dauernde Reise wäre damit beendet. Wir werden die Kinder, Mum und Dad vermissen, so viel steht fest. Gestern gab es Geschenke, im Rahmen einer Messe, eine Massaitracht für uns beide, für Sandra mit Wickelkleid, Bluse und Kopftuch, für mich mit Wickelumhang und Zepter. Aber das Materielle ist wenig im Vergleich zu dem, was wir sonst noch mitnehmen aus Kenia. Liebe und Freundschaft ist es, was uns gegeben wurde und uns auf den Weg nach Hause in eine ungewisse Zukunft begleiten wird. Schon jetzt ist uns klar, dass wenn wir in einigen Monaten die Bilder der Kinder auf unserem Bildschirm und in unseren Alben betrachten werden, uns immer warm ums Herz werden wird. Unvorstellbar, dass wir sie ab morgen nicht mehr um uns haben werden, der Gedanke macht uns traurig. Vor allem, da es von einigen wohl ein Abschied für immer sein wird, zu krank sind einige von ihnen.

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Soweit der Blog von damals. Ich habe das Huruma Children’s Home seit 2004 mehrfach besucht, über Jahre hinweg begleitet und auch im Rahmen meiner Möglichkeiten unterstützt.

Hier die Fakten:
Huruma children’s Home ist ein Projekt mit einem Kinderheim, einer Grundschule und einer Highschool. Der monatliche Geldmittelbedarf beträgt mittlerweile 7.000,00 € für Essen, Strom, Schulmittel, Reparaturen, Lehrer, Krankenschwester und das Küchenpersonal. Aus Liebe zu den Kindern nehmen die Angestellten schon mal eine verspätete Gehaltszahlung hin, wenn das Geld mal wieder knapp ist. Mama Zipporah ist es gewohnt, am Abgrund zu stehen, sie schöpft all ihre Kraft und Hoffnung aus ihrem Glauben und immer wieder geschieht ein Wunder in Form von Spendengeldern, die nicht zuletzt ihrem unermüdlichem Eifer bei der Suche nach Geldgebern sowie der Freigiebigkeit und dem Einsatzwillen der Besucher und Volontäre zuzuschreiben sind. Sie schreibt es einzig und allein Gott zu.
Aber lasst mich die Geschichte der Eheleute Isaac und Zipporah Kamau von Anfang an erzählen:

Mama Zipporah
Anfang der 80er Jahre erkrankte Zipporah Kamau an einem schweren Herzleiden, von welchem sie 1984 wie durch ein Wunder geheilt wurde. Aus Dankbarkeit beschlossen die Eheleute, ein Kind in ihre bereits 5-köpfige Familie zu adoptieren. Damals ahnten sie noch nicht, dass damit der Grundstein für „Huruma Childrens Home gelegt war. Das erste „Home“ war eine simple Lehmkonstruktion, die später einem aus festem Mauerwerk erstellten Gebäude wich. Heute umfasst das immer noch sehr simple, aber erweiterte Gebäude eine einfache Küche, einen Gemeinschaftsraum, separate Schlafsäle für Jungen und Mädchen, mehrere Toiletten und ein kleines Büro-. Mom, wie sie von allen gerufen wird, beherbergt und verpflegt heute rund 150 Kinder, die zum Teil AIDS-Weisen sind, von ihren Eltern verlassen wurden oder auf der Straße aufwuchsen.

Ziel ist es, die Kinder in die Gesellschaft zu integrieren, Erziehung, Bildung und Glauben sind die Grundpfeiler der von den „Eltern“ angestrebten Resozialisierung. Zu diesem Zwecke wurde 1989 der „Huruma Trust Fund“ ins Leben gerufen, der die Angelegenheiten des Waisenhauses und der Schule regelt. Mitglieder dieses Funds sind Vertreter der staatlichen Sozialverwaltungen, der regionalen Kirchen, des Jugendamtes und der Kommune.
Erst in 1993 konnte das Schulprojekt gestartet werden. In baufälligen Baracken erhielten die Kinder zunächst Grundschulunterricht bis zur achten Klasse. Seit 2006 ist das neue Schulgebäude inklusive Schlafsäle für die Jungs fertiggestellt. Auch eine Kirche befindet sich in dem Gebäude. 15 Lehrer aus den umliegenden Gemeinden sind hier angestellt. Die Schule befindet sich auf demselben Grundstück etwas oberhalb des Kinderheims, mittlerweile werden auch etwa 50 Kinder aus dem angrenzenden Ort Olkeri und den Slums von Ngong unterrichtet.
Das Guesthouse mit dem Workshop wurde in 2004 fertiggestellt, hier leben Gäste, Sponsoren und vor allem Volontäre aus aller Welt während ihres Aufenthaltes.

Seit 2007 befindet sich auf dem Grundstück eine kleine Klinik, eine Krankenschwester schaut mehrmals in der Woche nach den akut Kranken und den Kindern mit HIV, verteilt die Medikamente und sorgt bei schwerwiegenden Erkrankungen für den Transport in ein besser ausgerüstetes Krankenhaus.

In 2009 wurde das Schulprojekt um eine Secondary (High) School erweitert. Mittlerweile durchlaufen 80 Highschool Schülerinnen und Schüler die vierjährige Schulform mit dem Ziel KCSE (Kenya Certificate of Secondary Education), dem Highschool-Abschluss. Etwa zur selben Zeit wurde an das Haupthaus ein großer Essenssaal angebaut.
All diese Projekte wurden aus Spendengeldern realisiert.

Dad Issac hat die Erweiterung des Schulprojekts mit großem Einsatzwillen vorangetrieben, den Start der Highschool aber leider nicht mehr erleben dürfen. Er starb völlig überraschend in den Nachmittagsstunden des 30.10.2008, kurz nachdem er noch Besucher des Heims verabschiedet hatte, an einem Herzinfarkt.

Diverse eigene Projekte unterstützen die angestrebten Ziele in verschiedene Richtungen.

„Beautiful Beads“ ist das Erste. Aus Glasperlen werden von den Kindern Ketten, Schlüsselanhänger und andere Accessoires gefertigt, die auf Märkten zum Verkauf angeboten werden. Dies sichert weniger ein kleines zusätzliches Einkommen, als das es die Kreativität der Kinder sowie das Aneignen handwerklicher Fähigkeit fördert.

Das „Musikprojekt“ soll den Kindern ermöglichen, das Spielen eines Musikinstruments zu erlernen. Schlagzeug, Gitarre und Klavier sind hierbei die am meisten begehrten Klangerzeuger aber leider nicht in der Anzahl vorhanden, um die Schar der Lernwilligen ausreichend zu versorgen. Neben dem individuellen Erlernen einer Fertigkeit ist die Förderung der Zielstrebigkeit und des Zusammenwirkens in einer (Musik)-Gruppe mit gemeinsamer Zielorientierung ein weiterer förderungswürdiger „Gewinn“ dieses Projekts.

Die „Gospel Dancer“ gibt es bereits seit 13 Jahren. Die Truppe besteht aus etwa 25 Kindern, die mit Tanz und Gesang zu verschiedenen Anlässen, wie Hochzeiten und hl. Messen für Unterhaltung sorgen. Auch hier steht der finanzielle Aspekt eher im Hintergrund, vielmehr ist das Erreichen von Zielen in einem gruppendynamischen Prozess als grundlegende Erfahrung jedes einzelnen Mitglieds der Gruppe zur Bewältigung zukünftiger Herausforderungen ein Meilenstein im Leben der Heranwachsenden.

Ein weiteres, sehr wichtiges Projekt ist die Sicherung der örtlichen Landreserven. Durch ein 284 Meter tiefes Bohrloch wird sauberes Trinkwasser gewonnen, welches den Bedarf des Heims und der Bevölkerung der umliegenden Dörfer deckt. Im Garten werden Kohl, Karotten und Zwiebeln angebaut, die genau wie die angrenzende Viehzucht mit Hühnern, Milchkühen und einer Sau der Selbstversorgung dienen. Ein weiterer Mini-Schritt in Richtung Unabhängigkeit.

Das „Kuhprojekt“ ist von vielerlei Nutzen. Das von einem jungen Amerikaner ins Leben gerufene Projekt ist ein weiterer kleiner Schritt in die Autarkie. Der Dung ist der Grundstoff für eine Biogasanlage, die das Heim unabhängig von Fremdenergie machen soll, darüber hinaus liefern die Viecher Milch und Fleisch für die Versorgung der Kinder. 12 der für das Projekt benötigten 20 Kühe wurden bereits gekauft oder gespendet. Jeder, der dem Heim etwas Sinnvolles zukommen lassen möchte und zu Hause noch eine Kuh herumstehen hat, weiß jetzt, wohin er sie geben kann.

Ein Zukunftsprojekt ist die Versorgung des Heims und der Schule mit Strom aus erneuerbaren Energien. Die immerwährende Sonne Afrikas und auch der an den Hängen der Ngong Hills stetig wehende Wind sind unerschöpfliche Quellen, der es sich zu bedienen gilt, um die hohen Betriebskosten der Organisation nachhaltig zu senken. Einziger Hemmschuh sind die Kosten des Projekts, die aufgrund dringlicher aktueller Ausgaben bisher noch nicht aufgebracht werden können.

Möglichkeiten, zu helfen:

1. Lieferung von Gütern aller Art, wie Kleider, Essen, Baumaterialien, Werkzeuge, Haushaltswaren, Möbeln, Schul- und Bürobedarfartikeln, Arzneimitteln, Bücher, Sport- und Musikequipment. Über aktuelle Notstände und Engpässe könnt ihr via Kontaktadresse mamazipporah@yahoo.com mehr erfahren.

2. Spenden:
Die wohl wichtigste Ader zur Sicherung des Fortbestands des Heims. Die Spende kann einmalig, monatlich oder jährlich erfolgen, sie kann einem speziellen Projekt oder einfach nur der Sicherung des täglichen Bedarfs dienen.
Das Spendenkonto:
BARCLAYS BANK OF KENYA,
KAREN BRANCH, P.O. BOX 24180-00502, NAIROBI.
Account Name: Huruma Trust Fund
Account No: 03-022-7220597
Swift code: BARCKENX

3. Patenschaft:
Mit nur 35 US$ (ca. 30 €) im Monat ist der Bedarf eines Grundschulkindes für Essen, Bildung und medizinischer Versorgung (außer bei HIV-positiven Kindern) gedeckt. Für Einzelheiten entnehmt bitte der Huruma-Homepage www.hchngonghills.org. Konkrete Anfragen per E-Mail bitte an myhurumasponsor@yahoo.com richten.

4. Freiwilligenarbeit:
Verschiedene Fähigkeiten und Talente können sich als Segen für die Kinder erweisen. Die gefragtesten Bereiche sind Kinderbetreuung, Bildung (Lehrer), Medizin, Verwaltung, Bauhandwerk, Tischlerei und natürlich Spendenbeschaffung. Bei Interesse an einer Tätigkeit als Volontär könnt ihr am schnellsten und einfachsten Kontakt aufnehmen via E-Mail: mamazipporah@yahoo.com oder per Telefon: +254-(0)724-724181.

Hier der Link zum Bewerbungsformular:
http://www.hchngong.org/huruma_docs/volunteer_handbook.pdf
Für Kost und Logis werden den Volontären pro Tag 25 US$ (20 €) berechnet. Klingt viel, beinhaltet jedoch die Übernachtung sowie drei einfache Mahlzeiten am Tag. Darüber hinaus ist es eine Zuwendung an das Heim, die der Deckung der laufenden Kosten des Betriebs und der Ernährung sowie Ausbildung der Kinder dient.

Ein Volontariat in einer Einrichtung wie dieser ist eine Erfahrung, von der man sein ganzes Leben zehrt. Also, nix wie los, entdeckt Euren Weg, Euch einzubringen in ein Projekt, das Stillstand nicht kennt.

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