Das man als guter Gast und Reisender die Sitten und Gebräuche seines Gastgeberlandes achten und respektieren sollte, anstatt sie zu verspotten, wissen wir nur zu gut und wir halten uns auch gerne daran. Allerdings gibt es auch Grenzen. Der aufmerksame Leser hat sicherlich noch im Kopf, was geschah, als wir vom Northern Terrytory nach Westaustralien eingereist sind. Verschärfte Obst- und Gemüsekontrolle!!! Bringst du einen Apfel rein, hauen sie dir den Schädel ein. Waffen und synthetische Drogen – kein Problem, aber fruchtfliegenverseuchte Trauben und parasitenbefallenes Marihuana, no way!
Bei der Einreise nach Neuseeland ereignete sich nun der zweite Teil der Komödie. Mit Plastikschürzen bekleidete Gemüseagenten (00Wirsing) mit scharfen auf Brokkoli- und Wassermelonen abgerichteten – und jetzt der Brüller – Spürbeaglen fielen über die gerade eingereiste Meute her, schnüffelten an jedem Handgepäck, sprangen auf die Gepäckbänder und suchten dort weiter. Einige Meter neben uns Aufregung. Snoopy hatte sich an einem dicken, grünen Rucksack festgebissen. Agentin Jane Blond öffnete diesen sofort, nach einigen Sekunden förderte sie eine dort wohl verirrte Knoblauchzehe zu Tage. Mit versteinerter Mine hielt sie das Corpus Delicti in die Höhe und deutete der Eigentümerin des Rucksacks an, dass deren abgrundtief verachtungswürdigen Machenschaften entlarvt worden seien und sie ihr in ihr Büro- zu folgen habe. Eilig schritt sie mit hoch erhobener Knoblauchzehe voran – Snoopy und die arme Sünderin folgten.
Offensichtlich hatte sie die Knoblauchzehe in dem Sack vergessen und auf dem Einreiseformular nicht angegeben. Darauf musste man alles angeben, welche Lebensmittel man einzuführen gedenkt, ob man in den letzten Tagen in einem SARS-Land war, ob man Campingutensilien mitführt – wegen dem Dreck an Zelten, Schuhen etc. Alles könnte von Parasiten befallen sein und stellt eine potentielle Gefahr für die Landwirtschaft dar. Bis auf die Sache mit SARS mussten wir überall das „Ja“ ankreuzen. Wir hatten Lebensmittel und Campingzeug dabei.
Also, dem roten Pfeil folgen (grüner Pfeil war für nix Gemüse dabei), bis ein strenger Herr uns fragte, was wir zu deklarieren hätten. „Lebensmittel und Zelt“. Er nickte vielsagend und schickte uns zu Schalter zwei, wo zwei noch strenger dreinblickende Damen auf uns warteten und gleich unsere staubigen Schuhe musterten. Um sie davon abzulenken, drückten wir ihnen gleich unsere Tüte mit Lebensmitteln in die Hände. Müsliriegel, Instant-Nudelgerichte, Tütensossen und das Chaos war perfekt – eine angebrochene Tüte Parmesan. Aufgeregt diskutierten die beiden Pestizidbräute geschlagene 10 Minuten über das Für und Wider von 80 Gramm italienischem Geriebenen, made in Australia. Halleluja. Dann endlich das Urteil, der Käse durfte mit, Siegelband drum und wieder eingepackt. Alles wäre so schön gewesen, wenn da nicht das Zelt gewesen wäre. Unser Zelt befestigen wir immer außen an den Rucksäcken, und zwar an beiden. Innenzelt bei Sandra, Außenzelt bei Andreas. Ausgerechnet vor der Fruchtfliegeninquisition vergaßen wir diese Dualität und lieferten nur eine der beiden Taschen zwecks Reinigung durch die MAF (Mittelalterliche Fruchtfliegenfolter) – den Quarantäne-Fuzzies, ab. Erst beim Durchleuchten des Restgepäcks, eine Ecke weiter, fiel uns auf, dass die zweite Tasche mit dem Innenzelt immer noch an Sandras Rucksack festgeschnallt war. Schnell brachten wir die Tasche zu Schalter zwei. Die Mundwinkel der ersten „Pflanzengiftspritze“ zuckten nervös und der Blick wurde kalt und drohend, als Sandra ihr freundlich mitteilte, sie habe vergessen, den anderen Teil des Zeltes abzugeben. Beinahe hysterisch kreischte sie uns an, ob wir etwa zwei Zelte hätten. Das Lachen nicht mehr verkneifen könnend, prusteten wir los und erklärten ihr unter (Lach-)Tränen, dass wir unser Zelt nur in zwei Taschen mitführen würden. Wenn Blicke töten könnten…….
Als Rache für unsere Frechheit und Ignoranz bekamen wir unser Zelt eine halbe Stunde später garantiert parasitenfrei, aber in allen Einzelteilen von der MAF zurück. Kein Problem für uns, wir falteten das ca. 15qm große Zelt in der Ankunftshalle des Flughafens zusammen und grinsten uns einen. Obwohl wir uns geschworen haben, politische Äußerungen auf der Homepage zu unterlassen, sei uns doch ein gut gemeinter Rat an Herrn Schröder und seine Genossen von der Regierung erlaubt:
Gerhard, Junge, vier Millionen Arbeitslose, das muss doch nicht sein. Mach’s wie die Kiwis (so nennen sich die Neuseeländer selbst, nach ihrem Nationalvogel). Wenn du schon keine homo sapiens zum Feind hast, dann such dir andere. Wie wäre es, wenn du kurzerhand französischen Wein, holländischen Käse, spanische Orangen und italienische Tomaten zu Staatsfeinden erklärst, zweihunderttausend Beagle züchtest und an den vielen Grenzen rund um die Republik Arbeitswillige als Agenten mit der Lizenz zum Schnüffeln postierst. Du würdest dastehen, wie ne Eins. Und Ede, Angie, Merz und Co könnten einpacken……..
ENDE